Exkursion zum deutsch-deutschen Museum in Mödlareuth

Die Tagesexkursion nach Mödlareuth im nördlichsten Zipfel des Landkreises Hof
gewährte den Mitgliedern des UNESCO-Clubs Kulmbach-Plassenburg noch einmal einen Blick in die Zeit vor der deutschen Einheit: Dort steht noch ein Teil der Mauer, die über 37 Jahre mitten durch ein Dorf mit 50 Einwohnern verlief und es in Ost und West teilte.
Der durch den Ort fließende Tannbach bildete seit 1810 die Grenze zwischen
Thüringen und Bayern und folglich auch nach dem 2. Weltkrieg zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Ab 1952 trennte ein übermannshoher Holzbretterzaun den kleinen Ort in zwei Teile, 1966 erachtete die Führung der DDR es als notwendig, ihre Bürger durch den Bau einer 700 m langen Betonsperrmauer von der Flucht in den Westen abzuhalten und selbst Sichtkontakte zu verhindern. Familien im Ort wurden auseinandergerissen; es war verboten, von Ost nach West zu winken. Wollten sich die Familien treffen, mussten sie einen stundenlangen Umweg über den Grenzübergang Hirschberg nehmen und außerhalb der Sperrzone zusammenkommen.
Ein 500 m breiter Schutzstreifen unmittelbar an der Grenze und eine 5 km Sperrzone ins Landesinnere sollte die Menschen am Verlassen der DDR hindern. Trotzdem gelang es 1973 einem Flüchtling, mit einem Kleinbus an die Mauer zu fahren und diese mit einer Leiter zu überwinden. Ab 1961 wurde die Grenze durch Minen und später durch Selbstschussanlagen gesichert; ein Tag und Nacht besetzter Wachturm ermöglichte die lückenlose Überwachung des Geschehens im Ort.

Erst einen Monat nach dem Fall der Berliner Mauer wurde am 09. Dezember 1989 in Mödlareuth ein Übergang von Ost nach West geschaffen. Wiederum ein halbes Jahr später, am 17. Juni 1990, wurde die Betonsperrmauer in der Ortsmitte Mödlareuths zu einem Großteil abgetragen. Nach Beendigung der Gedenkveranstaltung zum Volksaufstand in der DDR riss ein Bagger die trennende Mauer im Ortskern nieder. Mit dem Fall der Mauer, von der allerdings ein Teil der Nachwelt erhalten bleiben sollte, entstand im Dorf die Idee, ein Museum zur Geschichte der Deutschen Teilung in dem als „Little Berlin“ bekannt gewordenen Ort zu errichten. Der Besuch dieses Museums, dessen Neubau kurz vor der Fertigstellung steht, ist jedem ans Herz zu legen, der sich für die Geschichte der Teilung und der darauf folgenden Einheit unseres Landes sowie dafür interessiert, wie systematisch vom SED-Regime Menschenrechte ignoriert wurden.

Auch heute noch ist das Dorf auf Thüringen und Bayern aufgeteilt, mit all seinen
Konsequenzen für z.B. das Schulsystem, die Ferien, Autokennzeichen, Postleitzahlen usw., aber die Bewohner gestalten den Alltag gemeinsam und feiern zusammen ihre Feste.

Vorsitzender Hartmut Schuberth bedankte sich am Ende einer äußerst interessant gestalteten Führung bei Jochen Frank, Gymnasiallehrer aus Hof, für dessen kenntnisreiche Ausführungen.

Kontakt

UNESCO-Club Kulmbach-Plassenburg e.V.
Herrn Hartmut Schuberth
(1. Vorsitzender)

Tel.: +49 (0) 9221 – 76 76 0
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